Mats Wahl (Hanser 2014)
Die Protagonistin Ellen ist die Neue an einer
schwedischen "Brennpunktschule". Dass sie dort gelandet ist, verdankt
sie ihrer alkoholkranken Mutter, mit der sie seit Kurzem eine Wohnung in einer
Hochhaussiedlung bewohnt. Das Verhältnis zwischen den beiden ist ein etwas
verdrehtes: Ellens Mutter hockt zu Hause herum, sucht sich keine Arbeit,
schläft stundenlang ihre Räusche aus und verhält sich ihrer Tochter gegenüber
eher wie eine Freundin. Das Kind dagegen scheint geprägt von Negativerfahrungen
und ständiger Sorge um die Mutter, läuft nach Hause, wenn diese das Telefon
nicht abnimmt oder auch nur Rettungssirenen zu hören sind.
In der Nachbarschaft wohnt auch Max, Ellens
Klassenkamerad, der in der Schule oft fehlt, weil er den Terror, der dort
herrscht, kaum noch erträgt. Einige Teenager stören den Unterricht mit immer
wieder kehrenden Feueralarmen, bedrohen und bedrängen andere Schüler und
schrecken selbst vor sexueller Belästigung nicht zurück.
Ellen verbringt viel Zeit bei Max, er bringt
ihr das Schachspielen bei und seine Wohnung und das intakte Verhältnis des
Mitschülers zu Mutter und Bruder sind für sie ein Zufluchtsort, wenn ihre
eigene Mutter wieder einmal schon am Nachmittag betrunken ist.
Als Ellen eines Tages beobachtet, wie in der
Schule ein Mädchen auf sexuelle Art bedrängt wird, traut sie sich etwas, das
bisher niemand gewagt hat: Sie erhebt die Stimme gegen die Täter und meldet den
Vorfall dann auch noch bei der neuen Direktorin. Da diese der Aussage auch eine
Strafe folgen lässt, gerät Ellen selbst ins Visier der Grobiane, wird von ihnen
beobachtet und bedroht.
Einmal mehr liefert Mats Wahl einen
Jugendroman über fast unvorstellbare Zustände an einer schwedischen Schule. Die
Fülle an Konflikten - bei Ellen zu Hause und in der Schule - überfordern
vielleicht ein bisschen.
Stilistisch gesehen ist Wie ein flammender
Schrei ein schnelles Buch, sehr kurze Kapitel lassen
den Leser phasenweise durch die Geschichte jagen. Am Ende steht man etwas ratlos
da. Was bleibt sind Fragen, die man nur allzu gut kennt: Wer trägt die Schuld?
Wie hätte das Unglück, auf das die Story unweigerlich zusteuert, verhindert
werden können?
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